„. . . in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!“ Diese Ansprache des Paulus in seinem Brief an die Philipper beschreibt die Vorfreude auf das nahende Christfest, die viele von uns alljährlich am 4. Adventssonntag umgibt.
Im Zentrum des 4. Advents steht in der christlichen Religion Maria, die Mutter Jesu. Die im Evangelium beschriebene Verkündigung der Geburt eines Messias birgt Sprengstoff. Der verkündende Engel verhält sich nicht so, wie es die langläufige Meinung über Engelsgestalten vermuten ließe. Er tritt nicht als Tröster, Heiler oder Beschützer auf, sondern als Sender einer Botschaft, deren Inhalt Maria zu schaffen macht. Die Nachricht, die Mutter des zukünftigen Messias zu sein, stellt sie vor ungeheure Anforderungen. Was für sie eine einschneidende Veränderung ihres Lebens beinhaltet, bedeutet für die übrigen Menschen den Beginn eines grundlegenden, gesellschaftlichen Veränderungsprozesses.
Auch in der diesjährigen Vorweihnachtszeit ereilen uns angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie viele Botschaften, die wir nicht hören wollen, mit denen wir aber dennoch umgehen müssen. Veranstaltungen und Jubiläen mussten abgesagt werden, viele sind erneut gezwungen, Weihnachten anders zu feiern als ursprünglich geplant. Vor diesem Hintergrund stellt sich manchem die Frage, ob die Ansprache des Paulus „Freut Euch“ in diesem Jahr überhaupt angebracht ist.
Die Corona-Pandemie fordert von uns allen viel Flexibilität. Zu deren Bewältigung braucht es, wie in der Verkündigungsszene der Maria, ehrliche Botschaften, die mitunter schwierig sein können. Berichte über die Coronavirus-Variante Omikron aus Südafrika weisen darauf hin, dass sich diese Mutation nicht nur schneller ausbreitet, sondern leider auch Kinder in weitaus höherem Maße befällt. Ob die Ausbreitung dieses hochansteckenden Virus-Typs bei uns ebenfalls zu einem überproportionalen Anstieg der Krankenhausaufnahmen von Kleinkindern führen wird, kann aktuell noch nicht ausreichend beurteilt werden. Doch das Risiko für junge Ungeimpfte steigt. Die Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffs für 5 bis 11-Jährige und der Impfstart dieser Altersgruppe bereits vor Weihnachten ist daher eine Nachricht, die wir mit Freude annehmen sollten.
Maria hegte zunächst Zweifel an der Verheißung des Engels – schließlich wurden unverheiratet schwangere Frauen in jener Zeit bestraft, entrechtet und ausgegrenzt. Dennoch entschied sie sich im Dienste des Lebens, die Botschaft und die damit verbundene Aufgabe anzunehmen. Die Corona-Pandemie hat den Kindern und Jugendlichen sehr viel abverlangt. Zum Schutz vulnerabler Gruppen haben sie auf entwicklungsrelevante, soziale Kontakte verzichtet und wurden hierdurch selbst zu einem hochvulnerablen Teil der Gesellschaft. Der aus der Pandemie führende Weg der Impfung stand den Kindern und Jugendlichen zu Jahresbeginn noch nicht offen. Dennoch haben sie die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie akzeptiert – ebenso wie Maria in der Adventsgeschichte ihre Aufgabe angenommen hat.
Mit dem Impfangebot für Kinder von 5 bis 11 Jahren kann nun auch diese Gruppe in gleichem Maße vor dem Coronavirus geschützt werden wie die höheren Altersgruppen. Ein Angebot, das zum Wohl unserer Kinder angenommen werden sollte – oder in den Worten des Paulus gesprochen: „Freut Euch!“
Wir wünschen Ihnen einen fröhlichen und besinnlichen 4. Advent. Bleiben Sie gesund!
Ihr Ortsvorstand der FDP Haar