Es sind nur noch wenige Tage bis Heiligabend. In Bayern freuen sich (nicht nur) die Kinder auf die Ankunft des Christkinds und die damit verbundenen Geschenkgaben unter dem Weihnachtsbaum. Für weite Teile der Welt ist jedoch der Weihnachtsmann (oder Santa Claus, wie er in den USA genannt wird) die ikonische Gestalt des Schenkens. Der signifikante weiße Rauschebart, das rote Gewand mit weißem Pelz und natürlich der reich gefüllte Geschenkesack sind eindeutige Erkennungsmerkmale, die ihn unverwechselbar machen.
Eine andere ikonische Figur, die so gar nichts mit Geschenken und Weihnachten zu tun hat, ist Graf Dracula. Er ist der Urtyp des modernen Vampirs, mit dessen Namen die meisten von uns sofort ein konkretes Bild verbinden. Auf den ersten Blick mag es verwundern, diese beiden Motive in einen gemeinsamen Kontext zu stellen. Bei der genaueren Betrachtung, wie beide ihre heutige Popularität erlangten, zeigen sich jedoch interessante Parallelen, die nicht wenige verblüffen mögen.
Die mythische Gestalt des Weihnachtsmanns (oder Santa Claus) entstand aus dem Heiligen Nikolaus, dem legendären Bischof von Myra, der im 4. Jahrhundert in Kleinasien lebte. Auch die von Bram Stoker geschaffene Romanfigur des Grafen Dracula kann auf einen ebenso legendenumwobenen, historischen Vorgänger zurückblicken. Vlad Drăculea, der aufgrund seiner grausamen Vorliebe für Pfählungen auch Vlad Țepeș (zu Deutsch der „Pfähler“) genannte wurde, lebte rund 1100 Jahre später auf dem Balkan.
Über das Leben des historischen Bischofs Nikolaus ist nur wenig überliefert. Die Legenden um ihn berichten, dass er sein Vermögen unter den Notleidenden verteilte und Menschen durch Wundertaten von Armut, Hunger und Todesgefahren befreite. Hieraus entwickelte sich schließlich der Mythos des schenkenden Heiligen Nikolaus. Die Verschiebung des Bescherungsdatums vom 6. Dezember auf Heiligabend ist nicht zuletzt der ablehnenden Haltung des Reformators Martin Luther gegenüber der Heiligenverehrung zu verdanken. Der Weihnachtsmann wird übrigens bis heute vor allem in protestantisch geprägten Regionen als Geschenkegeber verehrt.
Anders sieht es bei Vlad Drăculea aus, dessen Kindheit und Jugend, politischer Aufstieg und Fall historisch gut dokumentiert sind. Obwohl er von den Untertanen aufgrund seines ausgeprägten Sinns für Ehrlichkeit, Recht und Ordnung zunächst verehrt wurde, brachten sein hartes und grausames Vorgehen gegen äußere und innere Feinde während der Türkenkriege die Menschen gegen ihn auf. Hierin lag letztlich auch sein Fall begründet. Die von ihm in großen Ausmaß angeordneten Pfählungen führten vor allem in Westeuropa zu Erzählungen und Legenden, die Vlad in übersteigerter Art und Weise als düsteren, grimmigen und blutrünstigen Herrscher darstellten. Dieses Bild war eine ideale Inspiration für Bram Stokers spätere Romanfigur des aristokratischen Blutsaugers Graf Dracula.
So unterschiedlich die beiden historischen Vorbilder sind, so ähnlich verlief der Weg ihrer Popularisierung zu den weltbekannten Ikonen in der Neuzeit. Die Erstverfilmung von Bram Stokers Vampirklassikers unter dem Titel „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ von Friedrich Wilhelm Murnau im Jahr 1922 verhalf dem Dracula-Mythos ebenso wenig zum weltweiten Popularitätsdurchbruch wie die 1923 von der Brauerei „White Rock“ veröffentlichte Werbeanzeige mit einem rot-weiß gekleideten Santa Claus dem Weihnachtsmann-Motiv. Murnaus Vampirfilm erhielt mäßige bis schlechte Kritiken und war ein finanzieller Misserfolg. Nach dem verlorenen Urheberrechtsstreit mit Stokers Witwe (der Stummfilm hatte Bram Stokers Dracula-Roman unautorisiert adaptiert) wurde per Gerichtsentscheid die weitere Aufführung untersagt und ein Großteil des gesamten Filmmaterials vernichtet. Die Santa-Claus-Werbeanzeige der Brauerei „White Rock“ verstieß ebenfalls gegen geltendes Recht: Inmitten der Prohibition war auf dem Plakat eine Whiskey-Flasche abgebildet. Die medialen „Premieren“ von Weihnachtsmann und Dracula Anfang der 1920er Jahre waren somit zunächst einmal gründlich gescheitert.
Doch wie so häufig bildete in beiden Fällen der Misserfolg die Grundlage für den späteren Erfolg. Nach dem gewonnenen Urheberrechtsstreit verhandelte Stokers Witwe mit den Universal Studios erfolgreich über die Filmrechte, was 1931 zu der ersten autorisierten Dracula-Verfilmung führte. Der Kinofilm mit einem herausragenden Bela Lugosi in der Rolle des Vampirgrafen war ein voller Erfolg und gilt bei vielen noch heute als eine der interessantesten Verfilmungen des Dracula-Themas. Der Mythos war geboren und lebt bis heute fort. Wer sich für Original-Werbeexponate zu den Kinoaufführungen aus der damaligen Zeit interessiert, dem sei ein Besuch des Stadtmuseums in der niederschlesischen Stadt Ząbkowice Śląskie empfohlen. Ähnlich erfolgreich lief es im selben Jahr für den „Weihnachtsmann“. 1931 entwarf der talentierte Cartoonist Haddon Sundblom für Coca-Cola ein Weihnachtsmann-Motiv mit den unverwechselbaren Designmerkmalen, die wir bis heute kennen und lieben: Freundlicher Gesichtsausdruck, weißer Rauschebart und als Clou die Kleidung in den Coca-Cola-Farben Rot und Weiß. Eine Ikone war geschaffen, deren Popularität auch nach diversen Illustrationsüberarbeitungen ungebrochen ist.
Weihnachtsmann und Dracula sind zwei vollständig verschiedene „Charaktere“ und haben dennoch eines gemeinsam: Der Anfang ihres erfolgreichen Weges begann holprig. Zukünftige Parallelen in der Bundes- und Gemeindepolitik wären durchaus erfreulich. Den holprigen Teil konnten wir alle bereits erleben – sowohl in Berlin als auch in Haar. Nun gilt es, gemeinsam für die Entscheidung und erfolgreiche Umsetzung dringend notwendiger Maßnahmen zu kämpfen, um unseren Bürgerinnen und Bürgern eine positive Perspektive zu bieten. Wir Liberale in Haar waren und sind dazu bereit!
Ihr
Dr. Peter Siemsen
Ortsvorsitzender und Gemeinderat der FDP Haar